SEED-ZERTIFIZIERUNG
Die 6 Grundsätze
Die unabhängige Zertifizierung wurde unter der Aufsicht der beiden ehrenamtlichen Gründungsmitglieder des Vereins, WWF Schweiz und Implenia Schweiz, entwickelt. Sie zertifiziert nachhaltige Quartiere mit dem Ziel, unseren ökologischen Fussabdruck und unsere CO2-Emissionen zu reduzieren sowie die Artenvielfalt zu fördern und wiederherzustellen. Und nicht zuletzt garantiert sie ein solidarisches, qualitativ hochwertiges und an zukünftige klimatische Bedingungen angepasstes Lebensumfeld.
Die Zertifizierung zeichnet sich durch eine umfassende und anspruchsvolle Methode aus, die im Rahmen eines Aktionsplans für Nachhaltigkeit (APN) definiert ist. 30 nachhaltige Leistungsziele, die in 60 Indikatoren unterteilt sind, müssen erreicht werden, um die SEED-Zertifizierung zu erhalten. Jeder der Indikatoren wird anhand quantifizierter Zielwerte beurteilt, die in den verschiedenen Phasen (Planung, Umsetzung und Betrieb) eingehalten werden müssen. Eine Liste der Massnahmen zur Erreichung dieser Ziele wird von Vertretern verschiedener Interessengruppen, die von der Entwicklung des Quartiers betroffen sind, partizipativ erstellt.
Die Rolle jedes einzelnen Projektbeteiligten ist entscheidend. Es handelt sich dabei um die Standortgemeinden, die Immobilienentwickler und den Schweizerischen Verband für nachhaltige Quartiere, die im Rahmen einer Mehrparteien-Governance zusammenarbeiten. Da der Dialog gesucht und gefördert wird, formuliert eine Mehrparteienvereinbarung die gemeinsamen Ansprüche, welche durch genaue Leistungsziele und einen Aktionsplan für Nachhaltigkeit definiert werden.
Ein implementiertes Monitoring ermöglicht die kontinuierliche Überprüfung der realisierten Projekte und Quartiere. Es umfasst sowohl quantitative als auch qualitative Massnahmen durch externe, unabhängige Revisoren. Dank dieser Methode profitiert jedes Quartier von einer regelmässigen Kontrolle, um die kontinuierliche Verbesserung seiner Leistungen mitverfolgen zu können.
Attraktive Lebensqualität
Ein angenehmes und entwicklungsfähiges Lebensumfeld, das sowohl in den Gebäuden als auch im Aussenbereich die Gesundheit, das Wohlbefinden und die Zugänglichkeit für alle garantiert.
Klimaschutz
Wohn- und Arbeitsräume mit geringem CO2-Fussabdruck zur Förderung der Nachhaltigkeit in Mobilität und Konsumverhalten.
Wiederherstellung der Artenvielfalt
Einladende Aussenanlagen, die den Schutz und die Regenerierung der lokalen Flora und Fauna ermöglichen sowie eine funktionale Ökologie und ein nachhaltiges Wassermanagement sicherstellen.
Gemeinsame Governance
Ein partizipatives, integratives Quartierleben, in dessen Rahmen alle Akteure zusammenarbeiten und sich verpflichten, soziale und solidarische Verantwortung zu übernehmen.
Kulturförderung
Eine starke kulturelle und künstlerische Quartieridentität, sowie eine lokale und regionale Nahrungsmittelproduktion.
Kreislaufwirtschaft
Verantwortungsbewusstes und solidarisches Ressourcenmanagement basierend auf kurzen Transportwegen, optimierten Materialflüssen sowie die Wiederverwertung oder Wiederverwendung von Werkstoffen.
Impulse aus der Praxis
Die Zertifizierung basiert auf einer anspruchsvollen Methodik und Spezifikation, die speziell vom Schweizerischen Verein für nachhaltige Quartiere entwickelt wurde.
Gemeinsame Interessen
Der Verein will alle Akteure an einem Immobilienprojekt, bis hin zu den Quartierbewohnerinnen und -bewohnern, einbeziehen. Der Verband bezieht alle an einem Immobilienprojekt Beteiligten bis hin zu den Endnutzern mit ein, einschliesslich der Unterzeichnung einer mehrseitigen Vereinbarung zwischen den Beteiligten.
Neue Geschäftsmodelle
Der Verein kann überzeugend darlegen und beweisen, dass qualitativ hochwertige Liegenschaften mit attraktiven Renditen für Investoren möglich sind und die Mieten und Nebenkosten keinen Vergleich mit jenen herkömmlicher Liegenschaften zu scheuen brauchen – bei besserer Wohn- und Lebensqualität.
Prüfung der Voraussetzungen
Fünf Evaluationskriterien müssen erfüllt sein: Konformität der Raumplanungszone gemäss übergeordneten Planungsinstrumenten (gemeindeübergreifend, Kantons-/Bundesebene), Lage an einer vorrangigen Transportachse, hohe Verdichtung zur Vermeidung weiterer Zersiedelung, gemischte Nutzung und soziale Durchmischung, Einhaltung grundlegender ökologischer Kriterien.
Mehrparteienvereinbarung
Unterzeichnet wird der Aktionsplan für Nachhaltigkeit mindestens von den Stakeholdern der öffentlichen Hand (Standortgemeinde), den Vertretern aus Wirtschaft und Handel (Entwickler des Immobilienprojektes, häufig auch als Bauherrschaft bezeichnet) und der Nutzergemeinschaft, die durch den Schweizerischen Verein für nachhaltige Quartiere vertreten wird.
Diese Vereinbarung ist ein ausgesprochen effizientes Verhandlungsinstrument und eine Diskussionsgrundlage, da sie die Gespräche strukturiert und die Unterstützung der verschiedenen Anspruchsgruppen am städtebaulichen Projekt einholt.
Leistungsüberwachung
Die Leistungsindikatoren werden in allen Projektphasen (Konzeption, Planung, Umsetzung, Betrieb) überwacht und müssen gesamthaft gesehen im ganzen Quartier eingehalten werden.
Dies bedeutet, dass gewisse Teilresultate des gesamten Quartiers oder von Unterbereichen während eines bestimmten Phase oder bei bestimmten Verfahren mehr oder weniger gut ausfallen können, solange sie durch andere kompensiert und die Ziele und Vorgaben gesamthaft und am Ende eingehalten werden.
Aufstellungsplan
Prüfung der Voraussetzungen und Entscheid über SEED-Zertifizierung
Zulassung
Arbeitsgruppe
Aktionsplan für Nachhaltigkeit und Mehrparteienvereinbarung
Planung/Umsetzung
Umsetzung des APN
Audits
Übergabe des Quartiers
Konformität
Ausbeutung
Kontrolle und Begleitung
Audits
Quartierleben
Konformität
Konzeption, Planung und Umsetzung
Die Bauherrschaft trägt die Kosten für die Konzeption und Umsetzung der Aktionen, wenn diese spezifische Aspekte der Einhaltung der Kriterien betreffen. Bei Einrichtungen von öffentlichem Interesse und/oder in Bezug auf Infrastrukturen des Quartiers werden die Kosten von den Behörden übernommen.
Betrieb
Eine Gebühr, die, wie beispielsweise die Hauswartkosten, in Rechnung gestellt wird, deckt sowohl die Lizenzgebühr, die der Verein für die Betreuung der Zertifizierung des betreffenden Quartiers erhebt, als auch die den Bewohnerinnen und Bewohnern sowie den im Quartier tätigen Unternehmen oder Einrichtungen (Endnutzerinnen und -nutzer) gelieferten Dienstleistungen, damit alle einen Beitrag zur Erreichung der Ziele leisten.
Schweizerischer Verein für nachhaltige Quartiere
Der Verein tritt für den Nutzungswert und die Umsetzung eines partizipatorischen und kollaborativen Ansatzes zwischen allen Parteien und in jeder Etappe des Projekts ein. Er garantiert die Vergabe der SEED-Zertifizierung gemäss der korrekten Umsetzung der Methode und der Einhaltung der zu erreichenden Leistungsziele (Zielverpflichtungen), die anhand der Leistungserklärungen des Projektteams und des Auditberichts der externen Prüfer beurteilt werden.
Er sorgt für die Vernetzung der Akteure von SEED-zertifizierten Projekten und fördert die Entwicklung von Methoden und Produkten zur Umsetzung der Ziele.
Entwickler/Investoren
Der Promotor tritt in allen Projektphasen als (oder anstelle der) Bauherrschaft auf und muss die erreichten Leistungen belegen können.
Die Bauherrschaft und ihr Projektteam sorgen frühzeitig dafür, dass die notwendigen Nachweise zuhanden des externen Auditors vorliegen und die Vorabklärungen zur erfolgreichen Planung der Arbeiten gemäss dem Aktionsplan für Nachhaltigkeit erfolgen.
Öffentliche Hand
Die Standortgemeine erfüllt ihre Pflichten in Bezug auf die öffentlichen und/oder gemeinschaftlichen Einrichtungen und Infrastrukturen in ihrem Zuständigkeitsbereich, ebenso wie dies die Bauherrschaft für die privaten Bauten übernimmt. Sie schliesst die notwendigen Partnerschaften ab, damit sie die Leistungen, die ihr im Aktionsplan für Nachhaltigkeit übertragen wurden, erbringen kann.
Auch hat sie gegenüber dem externen Auditor die erzielten Leistungen zu belegen.
Integrator
Er bürgt für den guten Ablauf des Verfahrens und das Wissen um die Fragestellungen und Vorschriften, die während der gesamten Dauer des Projekts (von der Konzeption bis zur Übergabe) einzuhalten sind.
Zu seinen Hauptaufgaben gehört es, als Schnittstelle zwischen den Anspruchsgruppen zu amten, Arbeitsgruppen einzusetzen, die eingegangenen Leistungserklärungen für die Auditoren und die Prüfungskommission zu koordinieren und allen Beteiligten als Ansprechperson zur Seite zu stehen.
Nutzerverbände und Bewohnergenossenschaften
Die Nutzerinnen und Nutzer erhalten bei ihrer Ankunft im Quartier – ob als Mietpartei, Quartierbewohnerinnen und -bewohner oder Mitarbeitende – Informationen zum OPL®-Ansatz (Willkommenspaket). Sie sind aufgerufen, durch ihr Verhalten und ihr Handeln das Ihre zum Vorbildcharakter des Quartiers in Bezug auf Nachhaltigkeit (Energie, Ernährung, Mobilität usw.) und sozio-kulturelle Dynamik beizutragen und auf ein inklusives und solidarisches Miteinander hinzuwirken.
Externe Auditoren
Die Schweizer Fachhochschulen fungieren in allen Projektphasen als externe Auditoren für die Leistungskontrolle.
Zudem arbeiten sie mit an der Verbesserung des PrüfprotokoIls für die Leistungen und Ziele sowie insgesamt an der Einhaltung der SEED-Zertifizierung mit ambitionierten, aber (unter bestmöglicher Ausschöpfung der auf dem Markt verfügbaren Technologien) technisch erreichbaren Leistungszielen.